Essstörungen sind eine Reaktion auf unbefriedigende Lebensumstände, mit einem
gestörten Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper.
Sie sind seelische Auffälligkeiten ohne erkennbare organische Ursache (Immer abklären!),
die häufig im Kindes-Jugendalter und frühen Erwachsenenalter auftreten.
Sie stehen in Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Zwang, sich in übertriebenen
Ausmaß mit dem Thema Gewicht, Idealfigur, Perfektionismus und Leistungsbewusstsein
auseinandersetzten.
Essstörungen haben als gemeinsames Leitsystem ein nicht funktionierendes Appetit- und
Sättigungssystem.
Sie stellen einen Kontrollverlust mehrerer Handlungen (Ess- und Brechanfälle,
"Hamsterkäufe", Sport, ...) dar und sind deshalb als SUCHT zu behandeln!
Die Behandlung von Essstörungen setzt grundsätzlichen an zwei verschiedenen Ebenen an:
Veränderung des krankmachenden Essverhaltens und des daraus resultierenden
Körpergewichts und
Bearbeitung und Veränderung der "krankheitsauslösenden" psychischen und psychosozialen
Bedingungen und ihrer aufrechterhaltenden Bedingungen.
Ziel
"Normalernährung – Wohlfühlgewicht"
"Langfristige Stabilität der Psyche – Organische Erholung und Gesundheit"
Bei unserem gegenseitigen Kennenlernen werden wir vorerst jene Ereignisse besprechen,
die dazu führten, dass Sie sich für eine Beratung und Behandlung entschlossen haben.
Es wird gemeinsam ein Ziel festgelegt. Eine realistische Einschätzung der Erwartungen
sowie die Rahmenbedingungen (Termine, Dauer der Sitzung, Ablauf, Kosten, ..) werden
ebenfalls im Erstgespräch behandelt.
Anorexie (Magersucht)
Äußeres Kennzeichen ist das geringe Körpergewicht. (Body-Mass-Index unter 17,5)
Die magersüchtige Person versucht absichtlich, das Körpergewicht unter dem
entsprechenden Minimum zu halten.
Der Gewichtsverlust kommt entweder durch strenges Fasten und Diät halten zustande,
oder durch kompensatorische Maßnahmen, wie bewusst herbeigeführtes Erbrechen, die
Einnahme vom Abführmittel, Entwässerungsmittel oder anderen Medikamenten. Auch eine
exzessive Sportausübung führt zur Gewichtsabnahme.
Die Magersucht bleibt oft lange Zeit unbemerkt. Anfangs ernten die Patienten sogar viel Lob
für die Gewichtsabnahme. Meist steht am Anfang der Wunsch, schlank zu sein. Das von den
Medien bestimmte Schlankheitsideal und die Einstellung, dass das Aussehen des eigenen
Körpers eine überaus wichtige Bedeutung für den eigenen Selbstwert, sowie für den Erfolg in
sozialen Beziehungen und im Beruf hat.
Alles beginnt mit einer Diät, die ausser Kontrolle gerät. Nur scheinbar empfinden die
Patienten durch Kalorienzählen Selbstkontrolle.
Gegenseitiges Anspornen und "Wetthungern" geht oft einher mit einem verzerrten Selbstbild.
Glück und Zufriedenheit sind vom Körpergewicht abhängig.
Der körperliche Verfall und die Leistungsminderung, Konzentrationsschwäche und das
zwanghafte Beschäftigen mit Nichtessen und Kalorienzählen verursacht einen enormen
Leidensdruck. Psychische Belastungen der Vergangenheit und der Gegenwart spielen eine
große Rolle und müssen unbedingt aufgelöst werden.
Ambulante Beratung und Behandlung sind der Anfang zu einem selbstbestimmten,
genussvollen, selbstbewussten Leben ohne Abhängigkeitsempfinden.
Stationäre Therapie ist nötig, wenn die Schwere der Erkrankung eine Lebensbedrohung
darstellt oder wenn psychosoziale Gründe dafür sprechen. Auch bei mehrmaligen Erbrechen
am Tag ( 2x!) ist eine stationäre Behandlung zu empfehlen.
Gerne bereite ich Sie dafür vor und stelle Kontakt zu geeigneten Institutionen her.
Bulimie (Ess-/Brechsucht)
Patienten, die unter Bulimie leiden, sind meist normalgewichtig. Jedoch werden sie häufig
von Heißhungerattacken heimgesucht und versuchen anschließend, ihr Gewicht durch
Erbrechen, Hungern, Diäten, ausgiebiger Sportausübung oder durch
Medikamentenmissbrauch zu kontrollieren.
Während dieser Essanfälle verlieren die Bulimiker die Kontrolle über sich selbst und über die
Nahrungsmengen, die sie dabei verschlingen. Der Grund für das anschließende Erbrechen
sind einerseits die Angst vor einer Gewichtszunahme und andererseits die Scham über das
eigene Versagen und den Kontrollverlust. Auch die überfüllung des Magens hat ein
Erbrechen zur Folge. Betroffene leiden unter einer gestörten Selbstwahrnehmung und oft
auch unter einer Körperschemastörung.
Sehr oft wechseln sich anorektische und bulimische Phasen ab.
Die psychische und psychosoziale Entgleisung zeigt sich oft in Depressionen, Alkohol und
Drogenmissbrauch, Selbstverletzung, sozialer Isolation oder überangepasstheit,
Minderwertigkeitsgefühlen, unkontrolliertem Konsumverhalten, finanziellen Problemen,
Kriminalität, ...
Bulimie kann einen akut lebensgefählichen Verlauf annehmen. Durch das ständige
Erbrechen kann es zu Entzündungen der Speiseröhre und Blutungen führen. Durch die
Magensäure in der Mundhöhle nehmen die Zähne grossen Schäden, welche nur mehr
teilweise durch den Zahnarzt behoben werden können. Die massive Störung des Elektrolyt-
Haushaltes (Kalium, Kalzium, Magnesium) kann zu Herzrhythmusstörungen führen und somit
lebensgefährlich werden. Dauerschäden an den Knochen, dem Verdauungstrakt, Gehirn,
Leber, Nervensystem, Mangelerscheinungen an Haut, Haaren und Nägeln treten auf.
Eine frühzeitige Behandlung ist besonders wichtig, da die Aussichten auf eine vollständige
Genesung und Erholung mit jedem weiteren Jahr sinken.
Im Vordergrund der Therapie steht ausserdem das Ziel, dass der Patient mit
Problemsituationen umgehen kann und Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit und
Autonomie erlernt.
Gerne helfe ich ihnen, diesen mühsamen Weg zurück in ein gesundes Leben zu gehen.
Für Angehörige
In meiner Arbeit als Psychologin möchte ich nicht nur Betroffenen, sondern auch deren
Angehörigen eine Hilfe sein und sie ermutigen, in dieser belastenden Situation bei Bedarf
professionelle Unterstützung anzunehmen.
Angehörige esssgestörter Patienten leiden mit!
Die Auseinandersetzung mit der Krankheit, die Hilflosigkeit, die Verzweiflung und die
eigenen Emotionen können bald zu überforderung führen.
Was kann ich als Partner/in, Freund/in oder als Angehörige/r tun?
Informieren Sie sich über Essstörungen.
Sprechen Sie offen darüber, dass Sie sich Sorgen machen.
Vermeiden Sie es, Kontrolle auf den Angehörigen auszuüben - sie verstärkt das Symptom und
es kommt zum Vertrauensverlust.
Versuchen Sie sich auf keine Diskussion oder Streitgespräche über Essen und Körpergewicht
einzulassen. Damit wird noch mehr Widerstand verursacht.
Setzen Sie Grenzen und respektieren Sie diese auch gegenseitig.
Vermeiden Sie Vorwürfe und Schuldzuweisungen. Sie helfen nicht, sondern zerstören die
Beziehung.
Vermeiden Sie es, den Großteil Ihres eigenen Lebens um die Essstörung zu organisieren.
Keine "Extrawürste" beim Kochen!
Zuviel Rücksichtnahme stellt die Essstörung in den Mittelpunkt.
Vermitteln Sie durch Unterstützung, Zuhören und Sicherheit einen partnerschaftlichen
Umgang mit der kranken Person.
Durch zu viel Authorität entsteht Druck, welcher zum Rückzug führt. Ein zu nachlässiger Stil
führt dazu, dass der Betroffene sich unverstanden und vernachlässigt fühlt.
Fühlen Sie sich nicht für alles verantwortlich.
Haben Sie Geduld und üben Sie keinen Zeitdruck aus. Veränderungen brauchen Zeit, denn
die Essstörung ist ja auch langsam gekommen.
Ermutigen Sie Ihren Angehörigen Hilfe anzunehmen.